Naturalistische Science Fiction: Unterschied zwischen den Versionen

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'''"Naturalistischere Science Fiction"''' ('''NSF''') ist ein Terminus, der vom Mitschöpfer der [[Battlestar Galactica (RDM)|neu interpretierten Serie "Battlestar Galactica"]] [[Ronald D. Moore]] geschaffen wurde, um die Ästhetik der Serie zu beschreiben. NSF ist dafür gedacht, das SF-Genre realistischer zu machen, dessen Wurzeln eher im Drama als in Abenteuergeschichten liegen. Es meidet Science Fiction-Einschränkungen wie eindimensionale Charakterisierungen, festumrissene Konzeptionen von Gut und Böse, sogenanntes "[[Technobabble]]" (technisch klingende Ausdrücke, die meistens aufgesetzt wirken), und "[[W:deus ex machina|deus ex machina]]"-Auflösungen (mit denen ein scheinbar unlösbares Problem in der Handlung gelöst wird, indem vorher unbekannte technische Fähigkeiten genutzt werden). Im Fall von episodischen Dramen wie der neu interpretierten "Battlestar Galactica"-Serie gibt es außerdem mehrfache Bemühungen um Kontinuität - die Ereignisse in einer Episode haben sichtbare Auswirkungen in folgenden Episoden, anders als in andere Science Fiction-Serien, in denen Episoden für sich stehen. Naturalistische Science Fiction kombiniert Elemente von [[W:Science_fiction#Soft_Science_Fiction|"weicher" Science Fiction]] (in welcher Charakterisierung von höchster Wichtigkeit ist) mit [[w:Science_fiction#Hard_Science_Fiction|"harter" Science Fiction]] (in der glaubhafte technische Genauigkeit bevorzugt wird). Grundlegend ist es ein Drama mit Sci-Fi-Elementen.
'''"Naturalistischere Science Fiction"''' ('''NSF''') ist ein Terminus, der vom Mitschöpfer der [[Battlestar Galactica (RDM)|neu interpretierten Serie "Battlestar Galactica"]] [[Ronald D. Moore]] geschaffen wurde, um die Ästhetik der Serie zu beschreiben. NSF ist dafür gedacht, das SF-Genre realistischer zu machen, dessen Wurzeln eher im Drama als in Abenteuergeschichten liegen. Es meidet Science Fiction-Einschränkungen wie eindimensionale Charakterisierungen, festumrissene Konzeptionen von Gut und Böse, sogenanntes "[[Technobabble]]" (technisch klingende Ausdrücke, die meistens aufgesetzt wirken), und "[[W:deus ex machina|deus ex machina]]"-Auflösungen (mit denen ein scheinbar unlösbares Problem in der Handlung gelöst wird, indem vorher unbekannte technische Fähigkeiten genutzt werden). Im Fall von episodischen Dramen wie der neu interpretierten "Battlestar Galactica"-Serie gibt es außerdem mehrfache Bemühungen um Kontinuität - die Ereignisse in einer Episode haben sichtbare Auswirkungen in folgenden Episoden, anders als in andere Science Fiction-Serien, in denen Episoden für sich stehen. Naturalistische Science Fiction kombiniert Elemente von [[W:Science_fiction#Soft_Science_Fiction|"weicher" Science Fiction]] (in welcher Charakterisierung von höchster Wichtigkeit ist) mit [[w:Science_fiction#Hard_Science_Fiction|"harter" Science Fiction]] (in der glaubhafte technische Genauigkeit bevorzugt wird). Grundlegend ist es ein Drama mit Sci-Fi-Elementen.


== Ron Moores Essay über NSF ==
==Ron Moores Essay über NSF==
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:''Das folgende Essay, geschrieben von Mitschöpfer der Serie [[Ronald D. Moore]], benennt seine Ziele, die er mit der Wiederbelebung der [[Battlestar Galactica (RDM)|neu interpretierten Serie]] hatte.''
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== Analyse der NSF-Prinzipien in der Serie ==
==Analyse der NSF-Prinzipien in der Serie==


===Charaktere===
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Viele kolonialen Zivilschiffe sind weltalltaugliche Varianten von Fahrzeugen, die man in der Luft oder auf dem Wasser auf der realen Erde sehen kann. Die ''[[Colonial One]]'' wurde als [[Intersun|Weltraum-Jetliner]] entwickelt und ist ähnlich wie ein reales weltliches Passagierflugzeug aufgebaut, mit Sitzreihen zur Trennung unterschiedlicher Klassen entlang im Schiffsrumpf, engen Flugzeug-Toiletten, Frachträumen im Unterbauch des Schiffs und privaten Kabinen für VIPs.
Viele kolonialen Zivilschiffe sind weltalltaugliche Varianten von Fahrzeugen, die man in der Luft oder auf dem Wasser auf der realen Erde sehen kann. Die ''[[Colonial One]]'' wurde als [[Intersun|Weltraum-Jetliner]] entwickelt und ist ähnlich wie ein reales weltliches Passagierflugzeug aufgebaut, mit Sitzreihen zur Trennung unterschiedlicher Klassen entlang im Schiffsrumpf, engen Flugzeug-Toiletten, Frachträumen im Unterbauch des Schiffs und privaten Kabinen für VIPs.
====Kontrapunkte und aufgeworfene Gegensätze====
Einen scheinbar großen Bruch mit dieser Regel war Laura Roslins plötzliche Krebsheilung in "[[Epiphanies]]", die sich mit der Fähigkeit von Zylonen und Menschen verband, Kinder zu bekommen ([[Hera]]). Dabei entsteht eine unwahrscheinliche Vermischung zylonischer Physiologie mit menschlicher Physiologie und die zylonische [[Silizium-Nervenbahnen]], welche humanoiden Zylonen weiterhin benötigen (dies wurde anhand von Kopien von [[Aaron Doral]] und [[Leoben Conoy]] auf der [[Station Ragnar|Ragnar-Station]] erklärt).


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====Counterpoints and Aired Contradiction====
===Keine "Deus Ex Machina"-Konzepte===
A seemingly large violation of this rule was Laura Roslin's sudden cancer cure in "[[Epiphanies]]", and tied in with that, the ability of Cylon and human to conceive children such as [[Hera]], given the unlikely blend of Cylon physiology to human physiology and the Cylon's continued use of [[Silica Pathways]] in Humanoid Cylons (this was illustrated on copies of [[Aaron Doral]] and [[Leoben Conoy]] at [[Ragnar Anchorage]]).
Charaktere wie [[Saul Tigh|Colonel Tigh]] sind verärgert über endlosses '''[[Technobabble]]'''. Komplexe Prozeduren, die für das Vorantreiben der Handlung benötigt werden, werden oft im Zusammenhang mit der Episode in einfachen und pragmatischen Begriffen erklärt, wenn sie denn überhaupt erklärt werden.


===No "Deus Ex Machina" Concepts===
Wenn Technologie erwähnt wird, geschieht dies typischerweise entsprechend zu etwas, das auf der wirklichen Erde zu finden ist. Begriffe wie "[[Stims]]", "[[Morpha]]", "[[DRADIS]]" und [[Drahtloser Funk]]" haben mehr oder weniger bekannte wirkliche Gegenstücke.


Characters like [[Saul Tigh|Colonel Tigh]] are annoyed by endless '''[[technobabble]]'''. Complex procedures needed to further the plot are often explained in context to the episode in simple and down-to-earth terms, if they're ever explained at all.


When technology is mentioned, it's typically analogous to something found on the real-world Earth. Terms such as "[[Stims|stims]]", "[[Morpha|morpha]]", "[[DRADIS]]" and "[[wireless]]" have somewhat-familiar real-world counterparts


''Galactica'' and its Fleet have to be creative with the very limited resources in the Fleet. They cannot barter with other civilizations (as there aren't any) or make parts with "replication technology." They have a limited supply of everything:  [[Viper (RDM)|fighters]], ammunition, food, water, and people. Specialized crew members, such as [[List of Pilots|pilots]] and [[Cottle|doctors]], are in even shorter supply. In "Battlestar Galactica's" world, they don't have a home-base or a parent government: What they are and what they have is literally visible in every episode--and everything is wearing or running out. This is can be seen in the deteriorating conditions of ''Galactica'''s Vipers, which began the [[Miniseries]] in pristine condition, but, through extended use, all now have significant battle damage, burns, scars, scrapes and dents; several have been damaged beyond repair ([[Flight of the Phoenix]]).
''Galactica'' and its Fleet have to be creative with the very limited resources in the Fleet. They cannot barter with other civilizations (as there aren't any) or make parts with "replication technology." They have a limited supply of everything:  [[Viper (RDM)|fighters]], ammunition, food, water, and people. Specialized crew members, such as [[List of Pilots|pilots]] and [[Cottle|doctors]], are in even shorter supply. In "Battlestar Galactica's" world, they don't have a home-base or a parent government: What they are and what they have is literally visible in every episode--and everything is wearing or running out. This is can be seen in the deteriorating conditions of ''Galactica'''s Vipers, which began the [[Miniseries]] in pristine condition, but, through extended use, all now have significant battle damage, burns, scars, scrapes and dents; several have been damaged beyond repair ([[Flight of the Phoenix]]).

Version vom 17. April 2007, 16:15 Uhr

"Naturalistischere Science Fiction" (NSF) ist ein Terminus, der vom Mitschöpfer der neu interpretierten Serie "Battlestar Galactica" Ronald D. Moore geschaffen wurde, um die Ästhetik der Serie zu beschreiben. NSF ist dafür gedacht, das SF-Genre realistischer zu machen, dessen Wurzeln eher im Drama als in Abenteuergeschichten liegen. Es meidet Science Fiction-Einschränkungen wie eindimensionale Charakterisierungen, festumrissene Konzeptionen von Gut und Böse, sogenanntes "Technobabble" (technisch klingende Ausdrücke, die meistens aufgesetzt wirken), und "deus ex machina"-Auflösungen (mit denen ein scheinbar unlösbares Problem in der Handlung gelöst wird, indem vorher unbekannte technische Fähigkeiten genutzt werden). Im Fall von episodischen Dramen wie der neu interpretierten "Battlestar Galactica"-Serie gibt es außerdem mehrfache Bemühungen um Kontinuität - die Ereignisse in einer Episode haben sichtbare Auswirkungen in folgenden Episoden, anders als in andere Science Fiction-Serien, in denen Episoden für sich stehen. Naturalistische Science Fiction kombiniert Elemente von "weicher" Science Fiction (in welcher Charakterisierung von höchster Wichtigkeit ist) mit "harter" Science Fiction (in der glaubhafte technische Genauigkeit bevorzugt wird). Grundlegend ist es ein Drama mit Sci-Fi-Elementen.

Ron Moores Essay über NSF

BSG WIKI Postit Empty.png Dies ist ein Essay.
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Das folgende Essay, geschrieben von Mitschöpfer der Serie Ronald D. Moore, benennt seine Ziele, die er mit der Wiederbelebung der neu interpretierten Serie hatte.

Battlestar Galactica: Naturalistische Science Fiction oder das Herausführen der Oper aus der Weltraum-Oper

Unser Ziel ist nichts weniger als die Neuerfindung von Science Fiction-TV-Serien. Wir nehmen es als gegeben hin, dass die traditionelle Space Opera (auch Weltraum-Oper) mit ihren typischen Charakteren, technisch doppeldeutigen Gesprächen, seltsamen Aliens, theatralischen Getue der Schauspieler und leeren Heldenmut abgelaufen ist und ein neuer Ansatz benötigt wird. Dieser Ansatz soll Realismus darin einführen, wo es vorher ein aggressiv unrealistisches Genre gab.

Nennt es "Naturalistische Science Fiction".

Diese Idee, eine fantastische Situation in natürlichen Rahmen zu präsentieren, soll jeden Aspekt unserer Serie durchdringen:

Optik. Das erste, was für den Zuschauer hervorspringen soll, ist die dynamische Benutzung des dokumentarischen Stils oder genauer des Stil Cinéma vérité. Mittels exzessivem Gebrauch der tragbaren Kamera, praktischer Belichtung und funktionalem Design soll sich die Battlestar Galactica in jedem Aspekt wie ein realer Ort anfühlen.

Diese Veränderung in Farbton und Aussehen soll nicht zu stark betont werden. Es ist unsere Absicht, eine Serie zu machen, die nicht wie jede andere Science Fiction-Serie aussieht, die je produziert wurde. Ein normaler Zuschauer soll für den Moment denken, dass er oder sie ausversehen in ein Stück einer "60 Minuten"-Dokumentation über das Leben auf einem Flugzeugträger hineingeschalten hat, bis jemand anfängt über Zylonen und Kampfsterne zu sprechen.

Das soll nicht heißen, dass wir auf Videoband unter glimmenden Licht drehen, aber wir streben eine Plausibilität an, die schmerzlich in geradezu jeder anderen Science Fiction-Serie fehlt, die je anlief. Wir suchen nach filmischer Wahrheit, nicht nach gefertigten "hübschen Bildern" oder dem "Coolness"-Faktor.

Vielleicht nirgendwo wird das überraschender sein, als in unseren Spezialeffekte-Szenen. Unsere Schiffe sollen wie reale Schiffe betrachtet werden, für die jemand hinausgegangen ist und mit einer realen Kamera gefilmt hat. Das bedeutet, dass es keine 3D-"Helden"-Aufnahmen gibt, die bei Berührung eines Mauspads wild schwenken und zoomen. Die Fragen, die wir uns vor jedem VFX-Dreh stellen werden, sind ungefähr: "Wie bekommen wir diese Einstellung? Wo ist die Kamera? Wer hält sie? Ist der Kameramann in einem anderen Raumfahrzeug? Ist die Kamera am Flügel befestigt?" Diese Philosophie wird Bilder erzeugen, die einem Publikum präsentiert werden, welches übersättigt und gelangweilt von den selben alten "Wow -- das ist eine CGI-Szene!" mit einer veränderten Textur und einer anderen Filmsprache ist und die das Publikum dazu zwingt ihre Auffassung von Science Fiction neu zu bewerten.

Ein anderer Weg die Zuschauer mittels der Optik herauszufordern wird unser exzessiver Gebrauch des mehrfach geteilten Bildformates sein. Durch die Kombination mehrerer Blickwinkel während eines Nahkampfes werden wir beispielsweise dazu in der Lage sein, eine völlig neue Einstellung von einer ansonsten sattsam bekannten Sequenz zu präsentieren, die sich nicht wesentlich seit der Etablierung durch George Lucas Mitte der 1970er verändert hat.

Schließlich wird unser visueller Stil auch die Möglichkeiten aktivieren, die im Konzept der Serie selbst innewohnen, um ungewöhnliche Bilder zu liefern, die typischerweise noch nicht in diesem Genre gesehen wurden. Das ist die Einbeziehung von einer Vielfalt ziviler Schiffe, jedes von ihnen soll eine einzigartige Form und visuelle Referenzmerkmale haben, die in starkem Kontrast zum militärischen Leben an Bord der Galactica stehen. Zum Beispiel haben wir ein Schiff in unserer bunt gemischten Flotte, das als ein raumtauglicher Marktplatz oder als eine Umgebung für "städtische Spaziergänge" entwickelt wurde. Diese Nebeneinanderstellung dieser hochglänzenden, sexy Atmosphäre gegenüber der mutigen Realität einer Geschichte des Überlebens wird uns weitere Strukturen und Ebenen zum Spielen geben, als es das sonst in der typischen Genrekost gab.

Schnittprozess. Unser Stil soll sich gleichzeitig vom zur Zeit klischeehaften MTV-Schnellschnitt fernhalten, wie auch vom vorhergehenden etwas schwerfälligen und düsteren Star Trek-Muster "Gesamteinstellung (master), Halbnahe (two-shot), Großaufnahme (close-up), Großaufnahme (close-up), Halbnahe (two-shot), zurück zur Gesamteinstellung (master)". Wenn es eine Vorlage gibt, wäre es ungefähr die Hitchcocks -- das ist in dem Sinn gemeint, eine gespannte und dramatische Anspannung durch Gebrauch von sich ausdehnenden Einstellungen und langen Gesamteinstellungen aufzubauen, welche das Publikum in die Gegenwart der Handlung hineinzieht, als sie durch den Gebrauch von pompösen Schnittmustern zu verwirren.

Handlung. Wir werden die üblichen Geschichten über Paralleluniversum, Zeitreisen, Gedankenkontrolle, böser Zwilling, Superkräfte und all die anderen Klischees des Genres meiden. Unsere Serie ist zuerst vor allem ein Drama. Es geht um die Personen. Wirkliche Personen, mit denen sich das Publikum identifizieren kann und mit denen es sich beschäftigen kann. Es ist keine Serie über Technik oder bizarre Alienkulturen. Es ist eine Serie über uns. Es ist eine Allegorie zu unserer eigenen Gesellschaft, unseren eigenen Leuten und es soll sofort für jedes Mitglied des Publikums erkennbar sein.

Wissenschaft. Unsere Raumschiffe machen keine Geräusche, weil es keine Geräusche im Weltall gibt. Ton wird von Quellen aus dem Innern der Schiffe kommen -- das Heulen eines Triebwerkes wird beispielsweise für den Piloten hörbar sein. Unsere Raumjäger sind keine Flugzeuge und sie sollen nicht an Konventionen von WWII-Nahkämpfen gefesselt sein. Lichtgeschwindigkeit ist ein Gesetz und es wird keinen nachgebenden Bruch damit geben.

Und schließlich, Charaktere. Dies ist vielleicht die größte Abweichung der Science Fiction-Norm. Wir haben keinen "großspurigen Typen", "Schnellsprecher", kein "Genie", keinen "schrulligen Alien-Kumpel" oder irgendeinen von den anderen typischen Charakteren, die in Weltall-Serien populär sind. Unsere Charaktere sind lebende, atmende Menschen mit all ihrer emotionalen Komplexität und ihren Widersprüchen, die in Qualitätsdramen wie "The West Wing" oder "Die Sopranos" präsent sind. In diesem Sinne hoffen wir, unsere Zuschauer durch Möglichkeiten herauszufordern, die andere Genrestücke nicht haben. Wir wollen die Zuschauer mit den Charakteren der Galactica als Menschen verbinden. Unsere Charaktere sind keine Superhelden. Sie sind keine Elite. Sie sind alltägliche Menschen, die in einer enormen Katastrophe verfangen sind und die so gut wie möglich versuchen zu überleben.

Sie sind wie du und ich.

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Analyse der NSF-Prinzipien in der Serie

Charaktere

Für die neue "Battlestar Galactica"-Serie bedeutet naturalistische SF, dass die Charaktere dreidimensionaler sind, einschließlich Fehler, Neurosen und auch Abhängigkeiten. Das ist ein Versuch, von stereotypischen Vorbildern aus Science Fiction- oder Abenteuer-Geschichten fern zu bleiben, wie eben vom "rauchenden Chauvinisten", "loyalen Soldaten", "heldenhaften Anführer", "spirituellen Commander", "Spock-ähnlichen Alien" oder dem "kindlichen Genie".

Die Charaktere verändern sich mit der Zeit, sie zeigen unterschiedliche Facetten ihrer Persönlichkeit: Präsidentin Laura Roslin beginnt die erste Staffel vorsichtig und regelkonform; während der zweiten Staffel befiehlt sie ein Attentat auf ein hochrangiges Mitglied des Militärs (Die Auferstehung, Teil I) und versucht, eine Wahl zu stehlen (Das neue Caprica, Teil II). Die Zylonen (RDM), die am Anfang einfach die Menschheit zerstören wollen, haben später einen Sinneswandel, fühlen sich schuldig über die Zerstörung, die sie ausgelöst haben, und entscheiden sich einfach dafür, die Menschen zu versklaven (Das neue Caprica, Teil II).

Generell sind die Charaktere in "Battlestar Galactica" keine Durchschläge von Charakter-Vorbildern aus anderen Science Fiction-TV-Serien. Zum Beispiel gibt es an Stelle des "liebenswerten und jähzornigen Doktors" wie Dr. McCoy in "Star Trek" Major Cottle, der arrogant und rücksichtslos zu seinen Patienten ist.

Kontrapunkte und aufgeworfene Gegensätze

Einige Charaktere in "Battlestar Galactica" agieren dennoch wie klischeehafte Sci-Fi-Charaktere. Starbuck füllt als grobe und anmaßende Pilotin den gutbekannten Archetyp aus, ähnlich wie Han Solo in "Star Wars". Dennoch gibt es weitere Aspekte ihrer Persönlichkeit als diese: von Anfang an wird sie von Schuld über ihre Rolle beim Tod von Zak Adama geplagt und später ist zu bemerken, dass ihre Pilotenfähigkeiten aufgrund von Alkohol und Teilnahmslosigkeit verkümmern (wenngleich Solo ebenfalls fehlerhaft mit seinem durchsichtigen Draufgängertum ist, misstrauisch ist und eine Leidenschaft für das Spielen hat). Andere Charaktere füllen gelegentlich die Rahmen von stereotypischen Sci-Fi-Charakteren aus; zum Beispiel lässt Adama den Rahmen eines allgemein schroffen militärischen Offiziers anklingen, und die Zylonen sind (wenn auch oberflächlich) sehr ähnlich zu anderen erfundenen Roboterrassen, wie den Maschinen in Terminator oder in Matrix, die ebenfalls Maschinen sind, welche gegen ihr menschlichen Erschaffer rebelliert haben und menschliche Formen annahmen.

Technologie

Die Technologie ist weit genug entwickelt, um Reisen zwischen den Sternen möglich zu machen (siehe FTL) und sie ist glaubhaft, wie schon jeder andere Aspekt der kolonialen Technologie halbwegs realistisch ist. Anstelle Technologie wie die Beamer in "Star Trek" zu nutzen, müssen die Leute physisch zwischen den Schiffen mit kleineren Fahrzeugen wie den Raptoren transportiert werden.

Energiewaffen wie die Phaser und Photonentorpedos in "Star Trek" sind mit üblichen Projektilwaffen und weltlichen Massenvernichtungs-Waffen ersetzt: Gewehre, Kugeln und Nuklearbomben. Andere SF-"deus ex machina"-gemäße und vergleichsweise abstruse Technologien werden komplett gemieden oder durch Technologien ersetzt, die eher dazu passen, was es im modernen Leben auf der Erde zu sehen gibt. Als der Flotte das Wasser ausgeht, ist die Galactica dazu gezwungen, nach einem Planetenkörper zu suchen, der Wasser hat (Wassermangel). Technologie schaut für den Zuschauer bekannt aus, von Telefonen über Computer-Bildschirmen bis zu Baderäumen.

Wie Aaron Doral in der Eröffnung der Miniserie bemerkt, folgt die Form der Funktion beim Design des Schiffs. Die Galactica wurde als Schlachtkreuzer / Trägerschiff im All entwickelt; die Hülle ist mit einem Panzerüberzug ausgestattet, verstärkt durch strukturelle Rahmen und isoliert vor äußeren Explosionen durch inneren Strukturen wie den Wassertanks (Wassermangel). Das Kommandozentrum des Schiffs ist tief im Innen des Schiffes vergraben und geschützt vor allen möglichen Attacken, anders als bei den Raumschiffen in "Star Trek", deren Brücken ungeschützt auf den höchsten zentralen Punkten der Schiffe in den meisten Klassen liegen, weil wenige technisch für den Krieg entwickelt wurden.

Viele kolonialen Zivilschiffe sind weltalltaugliche Varianten von Fahrzeugen, die man in der Luft oder auf dem Wasser auf der realen Erde sehen kann. Die Colonial One wurde als Weltraum-Jetliner entwickelt und ist ähnlich wie ein reales weltliches Passagierflugzeug aufgebaut, mit Sitzreihen zur Trennung unterschiedlicher Klassen entlang im Schiffsrumpf, engen Flugzeug-Toiletten, Frachträumen im Unterbauch des Schiffs und privaten Kabinen für VIPs.

Kontrapunkte und aufgeworfene Gegensätze

Einen scheinbar großen Bruch mit dieser Regel war Laura Roslins plötzliche Krebsheilung in "Epiphanies", die sich mit der Fähigkeit von Zylonen und Menschen verband, Kinder zu bekommen (Hera). Dabei entsteht eine unwahrscheinliche Vermischung zylonischer Physiologie mit menschlicher Physiologie und die zylonische Silizium-Nervenbahnen, welche humanoiden Zylonen weiterhin benötigen (dies wurde anhand von Kopien von Aaron Doral und Leoben Conoy auf der Ragnar-Station erklärt).